Eröffnungsvortrag „Krank oder krank gemacht – und wie geht’s den Jungs?“Erfahrungen aus der pädagogischen Praxis (Gunter Neubauer)
Diskussion B. Stier & G. Neubauer
Workshop 1 „Jungen und Gesundheit – unvereinbar, optimierungsbedürftig oder übergangen?“(Gunter Neubauer & Bernhard Stier)
Workshop 2 „Verrückte Jungen? Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnose zwischen Entwicklungsperspektiven, Behandlung und Anpassungsdruck“ (Dr. med. Gottfried Maria Barth)
Workshop 3 „Hauptsache ‚Groß rauskommen’ – Jungen und ihre Körperkonzepte in der Leistungsgesellschaft“ (Renato Liermann & Michael Meurer)
Workshop 4 „Selbstverletzendes Verhalten von Jungs zwischen Individualisierung, Pathologisierung und Feminisierung“ (Yvonne Wolz)
Workshop 5 „Hetero- was? Heteronormativität in den pädagogischen Blick nehmen!“ (Ines Pohlkamp)
Und als besonders gelungender Abschluss:
Podiumsdebatte: „Störend, anders, krank? – Jungen-Alltag zwischen Ettikettierung und Normalität
mit Gottfried M. Barth, Christoph Grote, Yvonne Wolz; Moderation: Kai Kabs-Ballbach
In diesem dialogischen Abschluss-Forum werden die folgenden Fragestellungen erörtert:
Wie kann man verhindern, dass Jungen aufgrund ihres auffälligen Verhaltens als „krank“ bezeichnet werden?
Welche Themen müssten auf einem Fachtag „Kranke Mädchen“ verhandelt werden? Wie werden Eltern beraten, deren Jungen als „krank“ bezeichnet werden?
Wie können „Laien/Mode-Diagnosen“ (z.B. ADHS und Asperger) verhindert werden?
Was sollten Pädagog_innen können, um nicht in die Falle medizinisch-diagnostischer Zuschreibungen zu geraten?
Was sind positive bzw. negative Seiten einer Segregation „kranker“ Jungs?
Die Podiumsteilnehmer_innen sind sich darüber einig, Krankheit auf einem Kontinuum zwischen „gesund“ und „krank“ einzuordnen, in dem nicht nur die kranken, sondern auch und besonders die gesunden Anteile einer Person angeschaut werden sollen. Sie debattieren Sinn und Unsinn von Diagnosen und verständigen sich über Funktion und systemimmanente (Rahmen-)Bedingungen von Krankheit. Gesellschaftskritisch beleuchten sie, welchen Einfluss Leistungsvorstellungen und eine Ökonomisierung des Alltags auf das gesunde Heranwachsen von Jungen haben. Ausgehend von der eigenen Beratungs- und therapeutischen Praxis entwickeln die Referent_innen eine ganzheitliche Sichtweise auf „kranke“ Jungen (und Mädchen), bei der Empathie und Beziehung wichtige Schlüssel zum Verstehen und Fördern sind.
Ich finde es wirklich schade, dass ich nicht selbst beim Fachtag anwesend war, da solche Themen „live“ nochmal eine viel intensivere Wirkung hinterlassen, aber dafür hat sich jemand die Mühe gemacht, die inhaltlichen Programmpunkte zu dokumentieren. Das finde ich wirklich sehr klasse und darf die Dokumentation mit freundlicher Genehmigung von Michael Schirmer, dem Referent der Geschäftsstelle LAG Jungenarbeit BW e.V., auf meinem Blog teilen. Weitere Verbreitung ist ausdrücklich erwünscht! 😀